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Laudatio für den Preisträger des Eitelfriedrich-Thom-Preises Herr Sebastian Knebel

Sehr geehrte Gäste, liebe Konzertbesucher, sehr verehrter
Herr Knebel, liebe Musiker!
Leider muss ich das Konzert jetzt unterbrechen…
Aber ein wundervoller Anlass zwingt mich dazu.
Ich darf mich kurz vorstellen; mein Name ist Nicoline Josch-
Hoffmann und ich wurde auf der im Mai stattgefundenen
Mitgliederversammlung zur Präsidentin des Fördervereins
Kloster Michaelstein gewählt.
Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Zeit nicht zu lange in
Anspruch nehmen, damit Sie dieses wunderbare Konzert
weiter in vollen Zügen genießen können…
Wir werden heute den Eitelfriedrich-Thom-Preis, einen
Preis, den der Förderverein Kloster Michaelstein jedes Jahr
an eine Persönlichkeit verleiht, „ die das inhaltliche Profil
und die Identität des Klosters Michaelstein durch
besondere künstlerische , musikpädagogische oder
wissenschaftliche Leistungen bereichert.“
Diesen Preis möchten wir in diesem Jahr an eine
Persönlichkeit vergeben, die eng über Jahre hinweg mit
dem Kloster Michaelstein verbunden und in der Lage ist, ihr
eigenes künstlerisches Vermögen und wissenschaftliches
Interesse authentisch und prägend weiter zu vermitteln.
Dieser Preis geht heute an Herrn Sebastian Knebel, dem
Leiter des Telemannischen Collegium Michaelstein. Er ist
Organist und Cembalist des Collegium Marianum Prag und
der Cappella Sagittariana Dresden. Er gehört zu den
gefragtesten Spezialisten für Orgel, Cembalo und
Hammerflügel des 17. und 18.Jahrhunderts. Im Kloster
Michaelstein hat er oft bei kleinen Konzerten die
Tasteninstrumente bei der Veranstaltung „Klingendes
Museum“ gespielt. Im Kloster war er sowohl für Laien als
auch für Profimusiker als Dozent eingesetzt. So z.B. bei den
Baroccanern als auch in der Sommerakademie für alte
Musik. Er war sich auch nicht zu schade, bei Meisterkursen
einzelne Instrumente auf dem Cembalo zu begleiten.
Auf ihn trifft ein Zitat von Jonas Kaufmann zu: „ Als Musiker
sind wir aktive Bewahrer der Geschichte, da wir
Jahrhunderte alte Werke zum Klingen bringen, damit sich
Menschen auch heute noch daran erfreuen.“
Sebastian Knebel ist Zeit seines Lebens mit der Musik
verbunden.
Als Kind erlernte er das Klavierspiel, später kam noch der
Orgelunterricht hinzu. Auch das Singen in verschiedenen
Chören bereitete ihm viel Freude.
Als kleiner Junge wollte er dem Instrument nahe sein,
wissen, wie es innen aussieht, wie es funktioniert und wie
man es baut. Mit diesem tief verwurzelten Wunsch ging er
mit 16 Jahren von der Schule ab und begann eine Lehre als
Orgelbauer beim Frankfurter Orgelbauer Sauer. Schnell war
er enttäuscht, denn die Lehre war reines Handwerk; mit
Musik war da nicht viel. Sebastian Knebel brach die Lehre
ab. Er war aber bereits da als Organist an mehreren
Berlinern Kirchen tätig.
In Dresden begann er das Studium der Kirchenmusik. Hier
erfuhr er von einem Kurs eines bekannten Barockmusikers,
Ton Koopman,einem holländischem Dirigenten, Organisten,
Cembalisten und Hochschullehrer.. Er meldete sich dort an
und begann einen Lehrgang auf einer alten Orgel. Im
Gespräch sagte mir Herr Knebel, dass dieser Kurs, der
1988 stattfand, also ein Jahr vor der Wende, wie eine
Weckruf für ihn war. Er wusste auf einmal, dass die alte
Musik und die alten Instrumente seine Lebensaufgabe sein
würden. Durch Ton Koopman hatte er die musikalische
barocke Sprache kennengelernt.
In Weimar, bei der Fortsetzung seiner kirchenmusikalischen
Ausbildung an der Hochschule für Musik „ Franz Liszt“,
lernte Sebastian Knebel den uns hier allen bekannten und
verehrten Ludger Remy kennen. Durch ihn fand er zum
Cembalospiel und studierte dann bei ihm alte Musik in
Duisburg.
Und, durch Ludger Remy, kam Sebastian Knebel nach
Kloster Michaelstein. Für alle ein wirklich glücklicher
Umstand!
Als ich ihn nach seiner Lieblingsmusik fragte, antwortete er
mir, dass es immer die sei, die gerade spiele. Er ist aber
fasziniert von der Musik der Thüringer Höfe des 17./18.
Jahrhunderts. ( Georg Gebel, Philipp Heinrich Erlebach,
Gottfried Heinrich Stölzel )
Und Sebastian Knebel liebt das Spielen auf dem
Hammerflügel mit Kompositionen von Wolfgang Amadeus
Mozart und Joseph Haydn. Auch die Kirchenmusik
fasziniert ihn.
Daneben hegt Sebastian Knebel eine ganz spezielle
Vorliebe für Johann Gottlieb Naumann, der 1741 in
Blasewitz, Dresden geboren wurde und 1801 in Dresden
verstarb. Er komponierte wunderbare Opern, wie „ La
clemenza di Tito“, „ Soleman“ oder „ Osiride“. Leider sind
sie in ihrer damaligen Opulenz heute nicht mehr aufführbar.
Von Naumann hat Sebastian Knebel auch Oratorien und
Kammermusik aufgeführt.
Aber, und auch das muss stellvertretend für alle Musiker
und Künstler gesagt werden; Für ihn als Freiberufler sind
die Zeiten schwieriger geworden und er ist froh und
dankbar, dass dieses Weihnachtskonzert hier erklingen
kann. Jonas Kaufmann, weltberühmter Tenor, hat es auf
den Punkt gebracht: „ Kultur ist kein Luxus, sondern unser
gemeinsames Erbe.“
Wenn ich Sebastian Knebel fragen würde: „ Wessen Leben
haben Sie bereichert?“, dann könnte ich diese Frage auch
stellvertretend für ihn beantworten! „ Unser Aller!“ Dadurch,
dass er vergessene alte Musik wieder ausgegraben und
aufgeführt hat. Und dadurch, dass er mit dieser Musik
unser aller Leben seelisch bereichert und schöner macht!
Und wenn er seinem 16-jährigem ICH die Frage stellen
würde, wie ihm sein jetziges Leben gefällt, dann würde
dieses 16-jährige ICH garantiert antworten: „Du hast alles
richtig gemacht; dein jetziges Leben gefällt mir
ausnehmend gut, da du durch deine Arbeit so viel Freude
und Glück in das Leben vieler Menschen trägst!“
Wir habe natürlich auch über seine Pläne für den
Ruhestand gesprochen. Sebastian Knebel wird dann unter
anderem seinem Hobby als Modelleisenbahner frönen und
zum anderen liebäugelt er mit der Restaurierung alter
Instrumente.
Damit er dann schon ein Instrument in petto hat, was auf
seine Restaurierung wartet, möchten wir ihm heute schon
eins überreichen!
Instrument, Blumen, Scheck