Wer als Tourist, als Musiker das Kloster Michaelstein besucht, wird viele historische Räumlichkeiten entdecken. Dazu gehört auch das Refektorium, im Mittelalter der Speisesaal in einem Kloster. Im Refektorium steht eine kleine Orgel, die um 1850 vom Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Wäldner (1785-1852) aus Halle/ Saale für die evangelische Dorfkirche in Morl erbaut wurde. Dieses Instrument gelangte bereits 1985 in die Michaelsteiner Instrumentensammlung, da sie in der ungenutzten Morler Kirche mit einem undichten Dach vor der Zerstörung bewahrt werden sollte.
Eine museale Restaurierung ist damals durchgeführt und seitdem hat die Orgel einen festen Platz im Refektorium. Die letzten Jahrzehnte gingen aber nicht spurlos an dem Instrument vorüber.
Mitglieder des Fördervereins der Gesellschaft der Freunde Michaelstein hatten eine großartige Idee. Roswitha Barden und Gerhard Hopf haben mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 5.000,00 € das Vorhaben auf den Weg gebracht und über Crowd-Founding zu einer großartigen Spendenaktion aufgerufen, denn für eine grundlegende Restaurierung wurden ca. 20.000,00 € benötigt. Hierbei zeigte sich das große Engagement des Freundeskreises Kloster Michaelstein und natürlich auch das der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.
Die Wäldner-Orgel besteht aus 8 Registern, 2 Register im Pedal und 2 Spielhilfen. Das Einmalige ist, dass fast alles im Original erhalten ist. Mit der Sanierung der Orgel wurde die Orgelbau-Firma Reinhard Hüfken aus Halberstadt beauftragt, der diese schon seit Jahrzehnten restauratorisch begleitete. Pfeifen und Spieltisch standen vor 2018 im Refektorium und die Balganlage im Nachbarraum, dem Kalefaktorium, im Mittelalter ein beheizbarer Raum.
Bei der Sanierung stand die Reinigung des Instrumentes und eine Reparatur nahezu aller Einzelteile, die über die Jahre gelitten hatten. Es ist eine glückliche Entscheidung, dass durch die Umsetzung des Blasebalges die Luftzufuhr weiterhin nicht nur über einen Elektromotor erzeugt wird, sondern auch per Fuß und Hand, wie das in früheren Jahrhunderten nur möglich war. Denn ohne Luft erklingt keine Orgelpfeife. Ein gelungenes Anschauungsbeispiel wie die Technik die Entwicklung des Orgelbaus beeinflusste.
Der einmalig warme Klang der Orgel bietet die seltene Möglichkeit Werke aus der Erbauungszeit und darüber hinaus aus dem 1700 und 1800 Jahrhundert zu erleben.
Dieses Kleinod wurde am 4. März 2018 von dem Gewandhaus-Organisten Michael Schönheit in Anwesenheit vieler Freunde und Ehrengäste wieder eingeweiht.
Geschrieben von Gerhard Hopf